
Klarheit im Team: wie kommunizieren wir ?
Wenn Ihr als Führungskraft einer Second Line Einheit, z.B. als Compliance-Leitung oder als CISO agiert, habt Ihr Euch sicher schon oft die Frage gestellt, wie Ihr eine gleich gerichtete Kommunikation sicherstellen könnt. Euer Team muss regelmäßig die Vorgaben und Prozesse zu den First Lines, also den Fachbereichen verkaufen. Doch was heißt hier verkaufen? Geben wir die Regelungen einfach vor? Oder handeln wir die Lösungen mit den operativen Einheiten aus? Die wichtigste Frage einer Führungskraft ist jedoch, ob auch alle Teammitglieder das gleiche Verständnis haben.
Mit Delegation Poker ins Gespräch kommen
Eine spielerische Möglichkeit, hier im Team zu einer gleichen Vorstellung zu kommen und die Kolleg:innen miteinander über ihre Einstellung ins Gespräch zu bringen ist Delegation Poker. Hier nehmen wir eine kleine Anleihe aus der agilen Welt. Es gibt im Standard sieben Delegation Poker Karten, hier in der Reihenfolge der Interaktion aufgezählt (in Klammern stehen die englischen Begriffe): 1. Verkünden (1. Tell), 2. Verkaufen (2. Sell), 3. Befragen (3.Consult), 4. Einigen (4.Agree), 5. Beraten (5. Advise), 6. Erkundigen (6. Inquire), 7. Delegieren (7. Delegate).
Ich denke, die Begriffe sprechen für sich. Ihr könnt das wie folgt anwenden: Jedes Teammitglied erhält einen Satz der sieben Karten. Nun einigt Ihr Euch (oder die Teammitglieder untereinander) auf einen Praxisfall. Als Beispiel also die Frage, wie Euer Team die neueste Compliance-Regel an die First Line kommunizieren möchtet. Wenn Ihr diese Regeln einfach vorgebt, wäre also die erste Karte zu wählen. Wollt Ihr Euch mit dem Fachbereich auf die Compliance-Regel einigen, ist Karte 4 richtig. Im Spiel wählt genau für diesen Praxisfall jedes Teammitglied eine Karte und legt sie verdeckt vor sich. Dann wird gemeinsam aufgedeckt. Beginnend mit der niedrigsten Karte erklärt jeder kurz, warum er diesen Wert gewählt hat. Nun beginnt die Diskussion um eine gemeinsame Lösung. Nachdem die Argumente ausgetauscht sind, und eventuell einige Spieler ihre Meinung geändert haben, beginnt eine neue Runde. Ziel ist es, sich auf einen Wert zu einigen. Mit diesen Klaren Begriffen sieht jeder sofort , welche Einstellung der jeweils andere vertritt und die Diskussion fällt leichter.
In der Praxis einsetzen
Probiert es ruhig aus, habt den Mut, hier die Einstellung des Teams spielerisch zu ermitteln. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man darüber sehr leicht und sehr offen ins Gespräch kommt. Oft werden die unterschiedlichen Argumente ausgetauscht und das Team findet einen gemeinsamen Weg. Und wenn nicht, könnt Ihr als Führungskraft immer noch entscheiden. Bedenkt immer, dass die jeweiligen unterschiedlichen Haltungen sowieso da sind. Mit Delegation Poker kommen sie ans Licht und Ihr habt die Chance, sie zu bearbeiten. Ich habe festgestellt, dass Ihr mit Delegation Poker
- schneller auf den Punkt kommt
- offener über die individuelle Einstellung sprecht
- klare Ergebnisse erzielt, da die Begriffe vorgegeben sind
- und auch noch Spaß dabei habt.
Ihr könnt das auch mit unterschiedlichen Praxissituationen mehrfach spielen, da ja auch Eure Vorgehensweise nicht immer gleich sein wird. Im Ergebnis habt Ihr ein gutes Abkommen, wie gemeinsam kommuniziert werden soll. Und natürlich lohnt es sich, neue Runden zu spielen, wenn es neue Teammitglieder gibt. Wenn Ihr ganz mutig seid, spielt Ihr das auch mit Vertretern der First Line. Auch hier ist es immer sinnvoll, die unterschiedliche Haltung und Erwartung transparent zu machen und Vereinbarungen zu treffen.
Ich wünsche Euch viel Erfolg beim Delegation Poker